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EM 2016 Spielanalyse: Deutschland – Ukraine 2:0

Turek FotoAutor: Steven Turek

Die Rückkehr des Königs kaschiert teilweise holprigen Start
Tore: Mustafi 19‘, Schweinsteiger 90‘

Deutschlands Mittelfeld kippt ab – Spieleransammlung im Zentrum!

Von Beginn an setzte Deutschland auf ein hohes Maß an positioneller Variabilität, ohne dabei Struktur und Organisation zu verlieren. Dabei schob der jeweils ballnahe Außenverteidiger sehr hoch, um Khedira bzw. Kroos die Möglichkeit zu geben, den sich öffnenden Raum zu nutzen.

EM 2016 Spielanalyse Deutschland - Ukraine 1
EM 2016 Spielanalyse Deutschland – Ukraine 1

Ein weiteres Indiz für diese abgestimmte Variabilität war in der 11. Minute zu sehen: Der Ball befindet sich auf der rechten Seite, wird über eine kurze Verlagerung auf den im Halbraum stehenden Außenverteidiger Hector gegeben (um den Passweg möglichst klein zu halten!), der den Ball auf den Flügel zu Draxler gibt, um schließlich fast selber im Strafraum zum Abschluss zu kommen!

EM 2016 Spielanalyse Deutschland - Ukraine 2
EM 2016 Spielanalyse Deutschland – Ukraine 2

Einwurf: Dieser ballferne und eingerückte Außenverteidiger ist eine Lösung, die bereits Bayern München in der letzten Saison gegen tief stehende Gegner präsentierte und übrigens mit ein Grund, warum immer mehr, auch eigentliche Mittelfeldspieler die Position des Außenverteidigers bekleiden!

Deutschlands Restfeldverteidigung funktioniert einwandfrei.

Diese Stellung in Ballbesitz, mit vielen Spielern im Zentrum, den Außenverteidigern im Halbraum etc. hat einen weiteren Vorteil: Nach Ballverlusten ist eine effektives Gegenpressing wesentlich einfacher. Gegenpressing heißt nicht mehr als die möglichst schnelle Ballrückeroberung nach Ballverlust. Dabei laufen die Spieler bei einem Ballverlust nicht etwa zurück auf ihre Position, sondern orientieren sich an möglichen Anspielstationen des Gegners und stellen diese zu. In dieser Szene läuft Hector nicht einfach nur nach hinten, sondern vor allem nach innen, um den Ukrainer abfangen zu können. Entscheidend für ein erfolgreiches Gegenpressing ist allerdings die direkte Situation am Ball. Der Spieler in Ballbesitz darf das Spiel nicht vertikal fortsetzen können!

EM 2016 Spielanalyse Deutschland - Ukraine 3
EM 2016 Spielanalyse Deutschland – Ukraine 3

In der Spielszene (15. Minute) geht der Ball im rechten Halbraum verloren. Khedira steht am nächsten zum Ballführer und setzt diesen unter Druck. Müller kommt ebenfalls hinzu, während Götz die nächste Anspielstation im Rücken zuläuft. Hinter dem Ball schließen Kroos und Özil auf ihre direkten Gegenspieler auf. Hector läuft nicht zurück, sondern orientiert sich an seinem Gegenspieler und fängt ihn mit einem Sprint nach innen ab. Alle Anspielstationen sind zugestellt, Druck auf den Gegenspieler ist hergestellt und der Ball landet wieder am Fuß eines Deutschen.

Dusel bei Flanken und Ecken – Akrobat Boateng rettet Deutschland in die Halbzeit

Zum Ende der ersten Halbzeit begann die erste Dranphase der ukrainischen Mannschaft. Vor allem über Standardsituationen bzw. Flanken und Hereingaben wurde die Mannschaft aus dem Osten Europas gefährlich. Naturgemäß lassen sich Flanken an drei Orten verteidigen – dort wo sie entstehen, dort wo sie geschlagen werden und dort wo sie herunterkommen. Deutschland hatte in der Phase Probleme gleich in allen drei Bereichen. So funktioniert die bis dahin tadellose Restfeldverteidigung nichtmehr zuverlässig in einer Szene, in der nächste fehlte der Druck auf den Flankengeber (zugegeben: Sydorchuk macht das in der 43. Minute überragend gegen drei Deutsche) und in einer weiteren Szene ordnete sich die neu formierte 4er Kette zu sehr am Raum, statt eine Zuordnung herzustellen.

EM 2016 Spielanalyse Deutschland - Ukraine 4
EM 2016 Spielanalyse Deutschland – Ukraine 4

Beispiel 37. Minute: In einer ungeordneten Situation bekommt die Ukraine den Ball im Strafraum. Zwei deutsche Spieler stehen zwar in der Nähe, verhindern aber keine Flanke (oder möglichen Abschluss). Die Innen und Außenverteidigung orientiert sich zu sehr am Zentrum (3 gegen 2) und „vergisst“ den einlaufenden Ukrainer. Boateng rettet wenige Sekunden später akrobatisch.

Und dann wäre da noch die Sache mit Götze…

Mario Götzes Einstieg war durchaus vielversprechend. Er zeigte sich gerade im Gegenpressing sehr agil, schloss Passwege und lief gut an. Und auch in Ballbesitze ließ er sich clever in die Halbräume fallen, bekam Zuspiele hinter der gegnerischen Mittelfeldreihe, drehte auf und ging auf die Kette zu – das war genau der Götze, den wir alle sehen wollen (3.Minute). Allerdings blieb es auch das letzte Mal für diesen Abend.

EM 2016 Spielanalyse Deutschland - Ukraine 5
EM 2016 Spielanalyse Deutschland – Ukraine 5

Beispiel 1: Bereits in der zweiten Halbzeit kommt Götze im Halbraum in Ballbesitz, spielt einen Doppelpass mit Khedira und kommt zwischen den Ketten, mit Tempo und Raum in Ballbesitz. In solchen Situationen würden wir uns alle wünschen, dass er einfach Richtung Tor marschiert und versucht, einen Abschluss zu generieren oder ein Foul zu ziehen. In dieser Situation sogar komplett ohne Risiko, da Müller, Özil und Khedira den Angriff absichern. Stattdessen reagiert er auf den heraustretenden Innenverteidiger mit einem Pass zu Özil (rot), der als Fehlpass einen Konter einleitet.

Wenn er in Umschaltsituationen auf den Flügel auswich (was grundsätzlich eine gute Idee ist), zeigte er ähnliche kleine Fehler wie bereits in der Saison beim FC Bayern München. Denn: Götze geht in solchen Situationen häufig auf Nummer sicher und bewegt sich breiter als notwendig. Dies nimmt ihm nicht nur allgemein Dynamik, sondern auch einen besseren Abschlusswinkel.

EM 2016 Spielanalyse Deutschland - Ukraine 6
EM 2016 Spielanalyse Deutschland – Ukraine 6

Beispiel 2: Götze läuft in der Kontersituation zu breit (schwarze Pfeile). Bewegt er sich nur so breit wie nötig (weiße Pfeile), kann er den tieferen Verteidiger bereits mit dem ersten Ballkontakt überwinden. Stattdessen wird er sogar noch von einem mitlaufenden Mittelfeldspieler gestellt.

Fazit: Insgesamt passiert in der zweiten Halbzeit sehr wenig. Deutschland hatte das Spiel in Ballbesitz und gegen Konter einigermaßen im Begriff. Die Ukraine hatte, wie schon im ersten Durchgang, ein paar Standardsituationen, hatte aber insgesamt nicht die Qualität, Deutschland ernsthaft in große Probleme zu bringen. Eigentlich wäre das schon der Abschluss des Spiels (und der Analyse), wäre da nicht die Einwechselung von Bastian Schweinsteiger. Und egal wie viele Minuten er spielen kann, er hat sofort gezeigt, dass er unheimlich wertvoll sein kann. Sein Tor war einer dieser emotionalen Momente, der aus einem langweiligen und holprigen Auftaktkick einen großartigen Auftakt in Richtung Titel machen kann.

 

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EM2016 anaysiert von Steven Turek

Steven Turek analysiert die EM2016
Steven Turek analysiert die EM2016

EM2016: Steven Turek im Studio

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