Orientierung im Fußball – Kritische Einordnung

In der Welt des Fußballs dreht sich alles um Entscheidungen, Schnelligkeit und Präzision. Doch wie genau passt die Orientierung in dieses komplexe Spiel? In einem Zeitalter, in dem Scans pro Sekunde und Kopfbewegungen als Maßstab für den Erfolg gelten, ist es an der Zeit, einen kritischen Blick auf die Bedeutung und den Nutzen der Orientierung zu werfen.

In diesem Artikel teilen wir die Schlüsselpunkte aus der aktuellen Folge unserer Masterclass und rufen dazu auf, die Orientierung im Fußball neu zu überdenken.

Orientierung als Werkzeug, nicht als Selbstzweck

Zunächst einmal: Orientierung ist zweifellos wichtig im Fußball. Sie bildet die Grundlage für fundierte Entscheidungen auf dem Spielfeld. Dennoch sollten wir uns fragen, ob die Orientierung in einigen Fällen nicht zu einem Selbstzweck geworden ist. Das bedeutet, dass wir uns zu sehr darauf konzentrieren, wie oft Spieler den Kopf drehen, anstatt die Qualität ihrer Entscheidungen zu bewerten.

Wenn wir Spieler finden, die gute Entscheidungen treffen, ohne sich ständig zu orientieren, sollten wir uns fragen, warum das funktioniert.

Steven Turek – Coach2

Orientierung sollte jedoch ein Werkzeug sein, um das Spielziel zu erreichen. Stellen wir uns vor, ein U13-Spieler verliert den Ball häufig, wenn er entgegenkommt. Anstatt ihm einfach zu sagen, er solle sich öfter umdrehen, können wir gezielt ansetzen. Erklären wir ihm, was er in welchem Moment wahrnehmen sollte, um bessere Entscheidungen zu treffen. Betrachten wir die Orientierung als Mittel zur Lösung von Problemen auf dem Spielfeld!

Die Bedeutung von Details

Ein häufiger Fehler ist es, Spielern zu sagen, sie sollen sich einfach häufiger drehen, ohne ihnen konkrete Anweisungen zu geben. Orientierung bedeutet nicht, den Kopf zu drehen, sondern vielmehr die entscheidenden Konstellationen auf dem Feld wahrzunehmen und darauf Entscheidungen zu treffen.

Denken wir an einen zentralen Mittelfeldspieler, der den Spielaufbau beobachtet. Wenn die Innenverteidiger den Ball haben, kann der 6er bereits anhand dessen, was er sehen kann, erschließen was in seinem Rücken passieren muss, und Entscheidungen treffen. Genauso bedürfen viele Positionen keinem „Umschauen“, weil sie von der Körperposition bereits alles im Blick haben. Weg vom Umschauen und hin zum Erkennen!

Kritisches Denken und Selbstreflexion

Zuletzt, aber keineswegs unwichtig, sollten wir unser eigenes Denken hinterfragen. Wenn wir von einer Theorie überzeugt sind, wie beispielsweise der Bedeutung der Orientierung im Fußball, sollten wir uns nicht nur auf Bestätigungen konzentrieren. Wir sollten auch nach Gegenbeispielen suchen, die unsere Überzeugungen in Frage stellen.

Wenn wir Spieler finden, die gute Entscheidungen treffen, ohne sich ständig zu orientieren, sollten wir uns fragen, warum das funktioniert. Dieses kritische Denken führt zu einem tieferen Verständnis des Spiels und hilft uns, die richtigen Werkzeuge zur richtigen Zeit einzusetzen.

Insgesamt ist die Orientierung im Fußball zweifellos wichtig, aber sie sollte als Werkzeug betrachtet werden, um bessere Entscheidungen zu treffen, nicht als Selbstzweck. Denke daran, Details zu beachten, die Effizienz zu steigern und kritisch zu hinterfragen. So wirst du nicht nur als Trainer, sondern auch als Spieler den nächsten Schritt auf dem Spielfeld machen.