Wir sprachen mit dem österreichischen Startup zone14 über ihre innovative Nutzung von künstlicher Intelligenz im Fußball. In unserem Interview erfahrt Ihr, wie KI zur automatischen Spieler- und Spielanalyse schon heute angewendet wird, und das Startup gibt einen Einblick, in welche Richtung sich ihrer Meinung nach KI im Fußball entwickeln wird.
Was genau verbirgt sich hinter zone14?
zone14 ist eine All-in-One-Lösung für Fußballvereine. Unsere Lösung besteht aus einer Kamera und der zugehörigen Software. Die zone14-Plattform bietet Funktionen wie fortschrittliche Video-Analyse zur Leistungsverbesserung, Vereinsmarketing-Tools zur Stärkung der Marke und umfassende Statistiken zur präzisen Bewertung von Spieler- und Teamleistungen. Damit decken wir alle wichtigen Aspekte des modernen Vereinslebens ab und unterstützen Clubs dabei, effizienter und erfolgreicher zu arbeiten.
Wie genau funktioniert eure künstliche Intelligenz bei der Analyse von Fußballspielen?
Unsere künstliche Intelligenz analysiert Fußballspiele, indem sie auf dem Video einzelne Spieler erkennt und deren Laufwege sowie Aktionen während des gesamten Spiels erfasst. Nach dem Match erhalten die Benutzer automatisch generierte Heatmaps, Laufstatistiken und viele weitere detaillierte Analysen. Zudem berechnet die KI eine Follow-Cam, die dem Spielgeschehen automatisch folgt.
Wie unterscheidet sich eure künstliche Intelligenz von anderen Angeboten auf dem Markt?
Neu bei unserem System ist, dass für das Spieler-Tracking keine zusätzlichen GPS-Tracker oder ähnliche Hardware benötigt werden – alles basiert ausschließlich auf Videoaufnahmen. Während optisches Tracking bereits seit ein paar Jahren in der Bundesliga etabliert ist, ermöglicht unser Algorithmus diese Technologie erstmals auch auf jedem Bolzplatz einzusetzen, unabhängig von den perfekten Stadionbedingungen der Bundesliga-Arenen.
Könnt ihr ein praktisches Beispiel nennen, in dem eure Technologie zum Einsatz kommt?
Ein praktisches Beispiel ist der Wiener Sportclub, einer der ältesten und traditionsreichsten Vereine in Österreich, der sämtliche Nachwuchsspiele mit zone14 analysiert. Seit kurzem zählt auch das Nachwuchsleistungszentrum des SV Darmstadt zu unseren Partnern, die unsere Lösung zur Optimierung ihrer Nachwuchsförderung einsetzen.
KI kann und soll hier immer nur als Hilfestellung dienen, die den menschlichen Trainer unterstützt, aber niemals ersetzt.
zone14
Welche Herausforderungen seht ihr bei der Implementierung von KI in traditionelle Trainingsmethoden im Fußball?
Im Fußball, insbesondere im Nachwuchs- und Amateurbereich, ist die begrenzte Zeit der Trainer ein zentrales Problem. Viele von ihnen haben neben ihrer Trainerrolle noch einen Hauptberuf und müssen ihre Zeit effizient nutzen. Daher liegt unser Hauptaugenmerk in der Entwicklung darauf, Lösungen anzubieten, die diese Zeitbeschränkungen berücksichtigen und sich auf das Wesentliche beschränken. Nicht selten gibt es auch Skepsis bezüglich der Leistbarkeit solcher Lösungen, doch diese ist mit unserem Angebot auch schnell zerstreut.
Inwieweit kann KI dazu beitragen, Talente in jungen Altersgruppen besser zu identifizieren und zu fördern?
KI ermöglicht eine präzise Analyse der Spielerentwicklung durch Spieler-Tracking-Technologien. Konsistenz der Leistung junger Talente ist oft ein großes Thema. KI hilft, diese objektiver zu machen und Verbesserungspotenziale zu erkennen. Auch die Spieler selbst können von der Analyse profitieren, indem sie Einblicke in ihre Stärken und Schwächen erhalten und gezielt an ihrer Entwicklung arbeiten können.
Welche neuen Funktionen oder Technologien plant ihr in der Zukunft zu integrieren?
Aktuell entwickeln wir Algorithmen, die neben den Leistungsdaten einzelner Spieler auch spezifische Events pro Spieler erkennen können. Damit möchten wir unseren Nutzern ein noch vollständigeres Bild bieten.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt in der Verbesserung der Interpretierbarkeit der Daten. Hier planen wir den Einsatz von Modellen wie ChatGPT. In Kombination mit unseren Daten und verknüpft mit Literatur zu Trainingsgestaltung und Taktik können so Trainer konkrete und verständliche Antworten auf Fragen zum Spiel und Trainingsgestaltung bekommen.
Welche Rolle spielt KI bei der Personalisierung von Trainingsplänen und der Optimierung der Spielerfitness und -gesundheit?
KI spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Personalisierung von Trainingsplänen und der Optimierung der Spielerfitness. Vereine in der Premier League haben mittlerweile ganze Data-Science-Teams, die sich darum kümmern. Die Individualisierung von Trainingsplänen erfordert jedoch zunächst Daten, die aktuell im Profisport verfügbar sind, aber im Amateursegment oft fehlen. Sobald man diese Daten hat, kann KI helfen, Muster in den Daten zu identifizieren und so auf individuelle Belastungen und Bedürfnisse der Spieler einzugehen.
Wie seht ihr die Zukunft der künstlichen Intelligenz im Sport, insbesondere im Fußball?
Nicht nur im Fußball, sondern auch in vielen anderen Lebensbereichen spielt KI eine immer größere Rolle. Während Daten und Videos zur Analyse von entscheidender Bedeutung sind, sind auch Fähigkeiten wie Empathie, emotionale Intelligenz und kommunikative Kompetenz des Trainerteams unerlässlich. Es ist wichtig, dass die Erkenntnisse aus den Daten im richtigen Ton und zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Person vermittelt werden. KI kann und soll hier immer nur als Hilfestellung dienen, die den menschlichen Trainer unterstützt, aber niemals ersetzt. Diese Philosophie steckt in unserer DNA und wird auch in Zukunft maßgeblich sein.
Welche aktuellen Trends im Bereich der Sporttechnologie findet ihr besonders spannend?
Der Trend von KI im Sport und Fußball ist für uns besonders spannend, da er eine große Chance für Trainer, Spieler, Vereine und Scouts darstellt. Wo man früher für ein Spiel 6-8 Stunden gebraucht hat, um es zu analysieren, geht das jetzt in unter 30 Minuten. Auch Tools zur Taktik-Unterstützung bei Eckbällen, wie jenes von Google Deepmind, sind ein Vorbote für spannende Entwicklungen. Allerdings ist es wichtig, den verantwortungsvollen Einsatz dieser Technologie im Auge zu behalten.
Ebenso spannend sind die verschwimmenden Grenzen zwischen Sport und E-Sport, speziell für die Generation der digitalen Natives. Konzepte wie FIFA-Karten von sich selbst oder Fantasy-Football vom lokalen Verein eröffnen neue Wege der Interaktion und des Engagements.
Jedoch sehen wir auch problematische Trends wie die wachsende Ungleichheit im Fußball, mit Spielertransfers jenseits der 100 Millionen und der Diskussion der Super-League. Hier wollen wir mit unserem Angebot aktiv entgegensteuern und zu einer fairen und zugänglichen Sportlandschaft beitragen.
Wir bedanken uns für das Gespräch!
Wenn Ihr mehr über zone14 erfahren wollt, hier geht es zur offiziellen Webseite!