Antonelli und Salvini (1982) definieren die Intelligenz als eine „Fähigkeit, sich mit einem Denkprozess den Forderungen und neuen Situationen, die sich ergeben, anzupassen und bereit zu sein, sie zu lösen“. Die Spielintelligenz eines Fußballspielers wird in seiner bewussten Suche nach optimalen Lösungen für alle im Spiel auftretenden Probleme deutlich. Während er die Aktionen seiner Mitspieler und Gegner assimiliert, sieht, kennt und beherrscht er die verschiedenen Möglichkeiten zur Lösung dieser Probleme und zeichnet sich dadurch aus, dass er häufig richtig handelt.
Wie alle Personen so sind auch alle Fußballspieler intelligent, aber die Ausprägung oder der Grad und der Typ ihrer Intelligenz können sehr verschieden sein. Jede Spielposition und auch jede Spielaufgabe, die der Spieler bekommt, erfordert eine andere Intelligenz, denn die Probleme, die ein Torwart zu lösen hat, sind sehr verschieden von denen einer Sturmspitze oder eines Stoppers. Probleme in der Abwehr sind sehr verschieden von jenen im Angriff, so wie die des Feldspielers sich vom Torwart unterscheiden.
Die Intelligenz eines Spielers ist der authentische Motor seines sportlichen Handels und
ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg. Ein hochklassiger Fußball ohne Spielintelligenz
ist nicht denkbar. Der Unterschied zwischen zwei Spielern wird mehr und mehr vom
Grad ihrer Spielintelligenz bestimmt. Was nützt einem Spieler die bessere körperliche Verfassung oder ausgefeiltere Technik, wenn diese nicht intelligent zum Vorteil seiner Mannschaft im richtigen Augenblick eingesetzt werden kann? Oder wie beurteilen wir jene Spieler, die die Fähigkeit besitzen, die Spielkonflikte ohne Schwierigkeiten mental zu lösen, aber dann nicht dazu fähig sind, ihre gedachte Lösung in eine motorische Aktion umzusetzen?
„Nichts kann das Spielgeschehen so stark beeinflussen
wie die Spielintelligenz seiner Akteure.“
Antonelli & Salvini, 1982
Die Mehrzahl der Fußballtrainer hat beschränkte Kenntnisse über die Entwicklung der
Spielintelligenz. Um in Zukunft mehr intelligente Spieler auf dem Feld zu haben, müssen
die Trainer lernen, mehr zu stimulieren und weniger zu instruieren. Schon Johann Wolfgang
von Goethe sagte: „Die Jugend zieht es vor, mehr stimuliert und weniger instruiert
zu werden.“ Unsere Trainer müssen lernen, dass das motorische Lernen im Fußball immer
Hand in Hand mit dem Erwerb von Kenntnissen (kognitivem Lernen) stattfindet, damit es zu einem signifikanten Lernen kommt.
Die Wirklichkeit sieht heute so aus, dass die Trainer die Bedeutung der Entwicklung der Spielintelligenz im Lehr- und Lernprozess häufig ignorieren. Sie tun es, nicht, weil sie ihre Wichtigkeit unterschätzen, sondern weil sie wenige Erfahrungen haben, wie man am besten damit umgeht und darüber hinaus sind sie nicht bereit, ihre Art und Weise des Lehrens zu ändern. Immer noch wollen sie die Hauptdarsteller auf dem Platz sein, die alles wissen, anstatt ihre Schüler als denkende und nicht nur Befehle ausführende Akteure zu behandeln.
Unsere Jugendtrainer sind mitverantwortlich für die Anhebung des Spielniveaus auf allen
Ebenen. Aber dies kann nur erreicht werden, wenn sie mehr als zuvor vereinfachte Spiele im Trainingsprogramm anbieten, in denen die Prozesse
- der Wahrnehmung,
- der korrekten Analyse einer Spielsituation,
- der richtigen gedanklichen Lösung derselben als auch
- die einwandfreie technische Ausführung der geplanten Spielaktion
Junge Spieler werden so die Fähigkeit erwerben, nicht nur eine Spielsituation richtig wahrzunehmen und zu lesen, sondern ihre mögliche Weiterentwicklung aufgrund der aufgenommenen und verarbeiteten Informationen auch richtig zu antizipieren! Die Antizipationsfähigkeit, der immer eine optimale Wahrnehmungsfähigkeit und Entscheidungsfindung vorausgeht, ist eine wichtige „Waffe“ intelligenter Spieler. Aber nur dann, wenn vorher im motorischen Lernprozess die Stufe der Automatisierung der sportartspezifischen Technik erreicht wurde, hat der Spieler wichtige Kapazitäten frei, um intelligent und antizipativ entscheiden zu können, ohne dauernd auf den Ball zu sehen. Je mehr intelligente Spieler wir auf dem Feld haben, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Spiel auf einem höheren Niveau stattfindet.
„Je mehr ein guter Trainer weiß, desto weniger gibt er preis.
Ein guter Trainer lehrt seine Spieler praktisch gar nichts, sondern konfrontiert seine
Schüler nur mit für sie verständlichen und lösbaren Problemen, damit sie dann durch
Selbstentdeckung oder auch mit seiner Hilfe bestmöglich gelöst werden können.“
Intelligenz hat nichts mit der großen Anzahl der Neuronen im Gehirn eines Spielers zu tun, sondern mit der Anzahl der Verbindungen oder Konnexionen, die die nervösen Zellen untereinander herstellen können. Damit es zu unzähligen dieser Verbindungen kommt, muss der betreffende Mensch häufig und richtig stimuliert werden. Intelligenz ist wie ein außergewöhnlicher Weinstock. Er bringt erst dann einen Qualitätswein der Spitzenklasse hervor, wenn er auf dem richtigen Boden steht (Umgebung) und dort regelmäßig mit Wasser und viel Sonne (Stimuli) versorgt wird.
„Freilaufen, passen, schießen, den Ball an- und mitzunehmen, den Gegner auf verschiedene Weise zu umspielen oder den Ball abzufangen, sind alles Spielelemente, die
mit Übung relativ leicht zu erlernen sind. Erst die Intelligenz eines Spielers vermag alle diese grundlegenden Elemente zu einem höheren, sinnvollen und effektiven Ganzen zu verschmelzen.“
Die Spielintelligenz im Fußball ist also nur bedingt vom Genetischen abhängig. Sie kann und muss heute im modernen explizierten Training mittels einer Vielzahl progressiv angebotener, vereinfachter Spiele in integraler Form entwickelt werden, sowie es die hier dargestellten Lehr- und Lernprogramme aufzuzeigen versuchen. Darüber hinaus sollte nicht darauf verzichtet werden, die Spielintelligenz auch durch ein impliziertes Trainieren (freie Spielen) zu fördern, so wie es früher im Straßenfußball oder auf dem Bolzplatz der Kinder der Fall war.
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