Peripheres Sehen im Fußball – Erfolgreich trainieren und verbessern!

In seinem neuen Buch „Der 360 Grad-Fussballer“ beschäftigt sich Marcel Körner mit der Wahrnehmung, Orientierung und Übersicht im Fußball. Ein wichtiger Punkt hierbei ist das periphere Sehen.

Warum spielt peripheres Sehen im Fußball eine wichtige Rolle?

Die Fähigkeit, Dinge und Bewegungen außerhalb des direkten Blickfelds wahrzunehmen, spielt im modernen Fußball eine immer wichtigere werdende Rolle! Durch hervorragendes perispheres Sehen treffen Spieler wie zum Beispiel der legendäre Xavi oder Toni Kroos auch bei hohem Tempo, schnelle und intelligente Entscheidungen und das in sich ständig ändernden Spielsituationen.

Ein Training dieser Fähigkeit kann wesentlich zur Leistungssteigerung eines Spielers beitragen, gutes peripheres Sehen hilft den Spielern unter anderem dabei:

1. Spielsituation zu erkennen: Fußball ist ein schnelles Spiel mit vielen Spielern, die sich gleichzeitig auf dem Feld bewegen. Durch gutes peripheres Sehen kann ein Spieler die Positionen seiner Mitspieler und Gegner besser einschätzen, auch wenn er nicht direkt auf sie schaut.
2. Schnelle Entscheidungen zu treffen: Um effektiv zu spielen, muss ein Fußballer oft in Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen treffen. Das Wissen darüber, wo sich andere Spieler befinden, ohne den Blick von der Ballführung oder dem direkten Gegenspieler abzuwenden, ermöglicht schnellere und effizientere Entscheidungen.
3. Die Ballkontrolle zu verbessern: Besonders beim Dribbling ist es wichtig, nicht ständig auf den Ball zu schauen, sondern den Blick auf das Spielfeld zu richten. Ein Spieler mit gutem peripheren Sehen kann den Ball führen und gleichzeitig das Spielgeschehen um ihn herum verfolgen.
4. Fouls und Kollisionen zu vermeiden: Das periphere Sehen hilft Spielern, Kollisionen und potenzielle Fouls vorherzusehen und entsprechend zu reagieren.
5. Die Spielverlagerung erfolgreich zu gestalten: Ein Spieler, der das gesamte Spielfeld überblickt, kann effektivere Pässe spielen und das Spiel in Bereiche verlagern, in denen weniger Gegenspieler stehen.
6. Defensive Fähigkeiten zu verbessern: Verteidiger können durch peripheres Sehen sowohl den ballführenden Gegner als auch andere gegnerische Spieler im Auge behalten. Dies hilft ihnen, effektiver zu verteidigen, Übergangssituationen zu erkennen und mögliche Passwege zuzustellen.
7. Die Spielleistung zu steigern: Ein gutes peripheres Sehen kann einem Spieler den entscheidenden Vorteil verschaffen, den Ball zu erobern, einen Passweg zu finden oder einen Angriff zu starten, bevor der Gegner reagieren kann.

Peripheres Sehen testen und verbessern

Jetzt wollen wir konkret testen, in welche Richtungen du eine starke Wahrnehmung hast und wo dein peripheres Sehen eventuell noch ein paar Defizite aufweist. Anschließend werden wir alle Richtungen in den Challenges mit verschiedensten Positionen und Bewegungen kombinieren, damit dies nicht nur in einer Ruheposition funktioniert. Trainiere gerne speziell in deinen schwächeren Positionen, wenn du eine Challenge noch nicht bewältigt bekommst.

Peripheres Sehen – Vorlage herunterladen (PDF)

Peripheres Sehen – Test

Befestige vor dir mittig auf Augenhöhe das Chart fürs periphere Sehen, sodass deine Augen im Stand gerade nach vorne auf das Kreuz in der Mitte schauen können.

1. In einem Abstand von circa 30 Zentimetern stellst du dich in einen aufrechten Stand mit geschlossenen Füßen und hältst den Blick durchgehend auf die Mitte fixiert.
2. Wähle eine der acht Richtungen aus und nenne von innen nach außen alle Farben, ohne den Blick vom X zu lösen.
3. Anschließend kontrollierst du, wie viele richtig waren.
4. Notiere anschließend die Zahl der von innen aus richtig erkannten Farben bis zum ersten Fehler.
5. Trage die Zahl (maximal fünf) in die unten stehende Tabelle beim beidäugigen Sehen (BIN = binokular = beidäugig) in der jeweiligen Richtung ein.

Beispiel: Du nennst die ersten drei Farben richtig, die vierte hast du übersehen und die fünfte erkennst du wieder richtig. Dann trägst du eine „3“ in das jeweilige Feld ein, weil du nur bis zur dritten Farbe ALLES erkannt hast.

Wenn dir auffällt, dass du anfängst zu wackeln oder dein Blick in einer Richtung nach außen springt, statt auf dem X zu verweilen, markiere dir diese Richtungen in der unten stehenden Grafik mit einem kleinen Sternchen. Das soll einfach für dich festhalten, dass gewisse Probleme in dieser Richtung aufgetaucht sind.

Führe diesen Test in alle Richtungen durch und gönne dir die Pausen, die du brauchst. Diese Übungen sind deutlich intensiver, als man denkt. Anschließend testest du jede Richtung noch einmal einäugig und deckst ein Auge mit einer Augenklappe oder mit einer Hand ab.

Achte bei den einäugigen Varianten darauf, dass das jeweilige Auge frontal auf das X blickt und du trotzdem ohne Körper- oder Kopfrotation stehen kannst. Nimm dafür eine andere Ausrichtung des Charts vor, damit du dir nicht merken kannst, welche Farben wo abgebildet sind.

• Mit welchem Auge treten mehr Probleme auf?
• In welchen Richtungen erkennst du die peripheren Farben nicht ideal?

Solltest du mit geschlossenen Füßen jede Farbe gesehen haben, starte gerne schon bei Challenge 4. Andernfalls lege bei Challenge 1 los.

Peripheres Sehen – Challenges

Challenge 1

Begib dich in eine sitzende Position. Beide Füße sollen fest am Boden stehen und deine Wirbelsäule sollte lang sein. Dein Blick geht entspannt nach vorne, wo du das Farben-Chart mittig auf Augenhöhe befestigt hast. Halte den Blick mittig auf dem X fixiert und nenne alle Farben einer Linie von innen nach außen. Achte darauf, dass du den Kopf neutral hältst und die Augen nicht nach außen springen.

Du kannst dir mit kleinen Tricks helfen, die Peripherie besser wahrzunehmen. Dein peripheres Sehen wird unter Stress eingeschränkt. Wir bekommen den sogenannten Tunnelblick. Darum hilft es dir, zu entspannen und ruhig zu atmen. Eine tiefe Ausatmung trägt vor allem dazu bei.

Weiterhin kannst du mit einer Lampe (z. B. am Handy) auf der Seite, auf der du schlechter die Peripherie erkennst, visuelle Reize setzen, indem du das Licht mit kleinen Bewegungen zu dir hin- und wieder wegdrehst.

Wenn du alle Farben in jeglicher Richtung erkennst und das beidäugig, als auch mit dem linken und mit dem rechten Auge einzeln, begib dich zur nächsten Challenge.

Challenge 2

Wie Challenge 1 ¨ im Stehen mit hüftbreiter Position (alle drei Varianten) durchführen.

Challenge 3

Wie Challenge 2 ¨ mit geschlossenen Füßen durchführen

Challenge 4

Stelle deine Füße auf einer Linie direkt hintereinander und führe alles Weitere, wie in Challenge 2 beschrieben, durch. Du solltest diese Aufgaben einmal mit dem linken und einmal mit dem rechten Fuß vorne bewältigen können.

Challenge 5

Führe die gleiche Aufgabe im Gehen durch. Die Bewertung erfolgt wie bisher.

Challenge 6

Wie Challenge 5 ¨ im Rückwärtsgehen durchführen

Challenge 7

Befestige das Chart wieder auf Augenhöhe. Diesmal drehst du dich zur Seite, damit du die Zielbereiche über der Schulter anvisieren kannst. Führe die Aufgaben sowohl über die linke als auch über die rechte Schulter durch. Gehe erst zur nächsten Challenge, wenn beide Richtungen sowohl beidäugig als auch mit dem linken und mit dem rechten Auge einzeln funktionieren.

Challenge 8

Wie Challenge 5 ¨ im Vorwärtslaufen durchführen Challenge

Challenge 9

Wie Challenge 8 ¨ im Rückwärtslaufen durchführen

Für Fortgeschrittene

Passe anschließend die Übungen gerne wieder an deine eigenen Bedürfnisse an. Richte beispielsweise den Kopf nach oben (in Richtung eines ankommenden Flugballs) oder nach unten in Richtung eines Balls an deinem Fuß und arbeite am peripheren Sehen in der Gegenrichtung. Oder variiere Geschwindigkeiten und Laufrichtungen, während du dich auf die Peripherie konzentrierst.

Analysiere dafür am besten detailliert deine typischen Spielsituationen und frage dich, wie diese Momente aussehen, in denen du peripher Informationen aufnehmen musst.

Mehr Infos zum Thema

Wenn du mehr über das Thema peripheres Sehen wissen möchtest, empfehlen wir dir das Buch „von „Der 360-Grad-Fußballer“ von Marcel Kärner!