„Ich setz eher auf maximale Empathie, Wertschätzung und freien Willen“ – Interview mit Phillipp Kaß, Chef-Trainer U-17 Fortuna Köln

Wir sprachen mit Philipp Kaß, aktuell Chef-Trainer der U-17 bei Fortuna Köln, über seinen Werdegang, seine Philosophie als Trainer und sein neues Buch „FUSSBALL TECHNIK – TAKTIK – ATHLETIK – KOGNITION“ das er zusammen mit Helge Hohl geschrieben hat.

FT24: Philipp, du bist aktuell Chef-Trainer der U-17 bei Fortuna Köln, wie bereitest du dich in Zeiten von Corona auf die neue Saison vor?

PK: Wir haben zum Glück eine Ausnahmegenehmigung der Stadt Köln, sodass wir aktuell sogar regulär trainieren und auch Testspiele absolvieren können. Die normale Sommervorbereitung peilen wir für Mitte Juni an und dann gucken wir mal was der DFB für einen Terminrahmen für die neue B-Junioren Bundesliga West Saison ausgibt.

Grundsätzlich würde ich natürlich auch gern ins Trainingslager fahren, aber eine solche Planung ist unter Corona konformen Bedingungen echt nicht einfach. Alles in allem sehe ich uns dennoch gut gewappnet für die kommende Saison, mit meinem Kader beispielsweise bin ich sehr sehr zufrieden.

FT24: Als ehemaliger Leiter der Leistungszentren bei Arminia Bielefeld, Alemania Aachen und dem 1.FC Köln, hast du bereits viel Erfahrung in der Jugendarbeit sammeln können, wie fliesst diese Erfahrung in deine Arbeit als Trainer ein?

Alle meine Stationen waren und sind elementare Bausteine meines Werdegangs und werden es sicherlich auch zukünftig sein. Ich habe in den vergangenen Jahren einen eher untypischen Karriereweg hingelegt, indem ich eine wissenschaftliche mit einer sportlichen Karriere kombiniert habe. Ob das alles so richtig war, sei einmal dahingestellt. Denn schließlich haben wir viele junge Trainer, die mit aller Macht z.B. in den Fußball Lehrer Lehrgang drängen.

Dies ist mir bisher leider nicht gelungen, wenngleich diese höchste Lizenzstufe immer mein Ziel bleiben wird. Warum aber soll ich auf meinen individuellen Karriereweg verzichten, nur weil ich intelligenter bin als andere? Meine aktuelle Trainertätigkeit sollte Beleg genug sein, dass ich auch weiterhin dran bleiben werde.

FT24: Worauf legst du bei der Arbeit mit deinen Spielern besonderen Wert?

PK: Ich habe gerne gute Leute um mich rum, delegiere gerne und hab großes Vertrauen in mein Trainerteam. Das lässt mir daher die nötige Zeit, um mit den Spielern intensiv zu kommunizieren. In der Kommunikation mit den Spielern sehe ich die größte und wichtigste Aufgabe. Jupp Heynckes hat mal gesagt: „Wenn du wissen willst, wie gut dein Trainer ist, dann frag die Ersatzspieler.“ Und da ist was Wahres dran. Klar kannst du deine Spieler treten bis zum geht nicht mehr.

Aber dieses Abhängigkeitsgefüge ist meist nur von kurzer Dauer. Ich setz eher auf maximale Empathie, Wertschätzung und freien Willen. Nur so kann es gelingen, dass Spieler dir folgen, wenn du sie brauchst. Auch wenn es mal unangehem wird z.B. im Training.

FT24: Zusammen mit Helge Kohl hast du das Buch „Fussball: Technik – Taktik – Athletik – Kognition“ geschrieben, welche Idee steckt hinter dem Projekt und für wen ist dieses Buch geeignet?

PK: Die Idee war, unser beider Wissen über Trainings-, Übungs- und Spielformen aus den letzten Jahren zusammen zu bringen und den Amateur- und Nachwuchstrainern im deutschsprachigen Raum zugänglich zu machen. Ich denke, dass wir das Rad hier nicht neu erfinden aber viele gute praktische Anreize geben, wie man trainieren lassen kann.

Technik – Taktik – Athletik – Kognition deshalb, weil eben nahezu alle Elemente in den meisten Formen zu finden sind. Gerade deshalb wollten wir eine Übersicht darüber erstellen, was es alles so gibt. Und eben nicht auf einen bestimmten Schwerpunkt fokussieren.

FT24: Wir bedanken und bei Philipp Kaß für das freundliche Gespräch und wünschen Ihm und seinem Team für die neue Saison alles gute!