Wer glaubt, dass es im Passtraining nur um saubere Technik geht, übersieht die entscheidenden Faktoren des modernen Spiels. Passen ist längst nicht mehr ein rein technisches Element. Es verbindet Laufarbeit, Wahrnehmung, schnelle Entscheidungen und die Fähigkeit, unter hoher körperlicher und mentaler Belastung präzise zu bleiben.
Schaut man auf die Spielweise der europäischen Top-Teams, erkennt man zwei Konstanten – unabhängig davon, ob sie auf Ballbesitz oder Umschaltspiel setzen:
- hohe Passgenauigkeit unter Zeit- und Gegnerdruck
- enorme Sprintbereitschaft und -fähigkeit
Spieler müssen also gleichzeitig schnell und präzise kombinieren, freie Räume mit höchstem Tempo belaufen und sofort wieder neu besetzen. Explosive Sprints und ein sehr hohes Balltempo sind unverzichtbar.
Ein präzises, schnelles und vorausschauendes Passspiel ist heute das Herzstück jeder erfolgreichen Mannschaft – von der Nachwuchsausbildung bis zur Champions League. Wer unter Druck sauber passt, erhöht die Erfolgschancen seiner Mannschaft entscheidend.

Passwettkämpfe als Trainingsschlüssel
Technik und Athletik dürfen im modernen Fußball nicht isoliert trainiert werden. Spieler müssen:
- unter Zeit- und Gegnerdruck präzise passen,
- Anschlussaktionen ausführen und
- sich blitzschnell auf neue Situationen einstellen.
Hier setzen Passwettkämpfe mit Sprintanteilen an. Sie verbinden Technik (Passen, An- und Mitnahme, Direktspiel) mit Athletik (Sprints, Richtungswechsel, wiederholte Antritte). Ergebnis: höhere technische Qualität und gesteigerte Spielgeschwindigkeit.
Schnelligkeit im Passspiel – mehrdimensional gedacht
Schnelligkeit bedeutet im Fußball weit mehr als „schnell laufen“. Drei Ebenen greifen ineinander:
- Technische Schnelligkeit – minimale Kontaktzeit beim Passen, An- und Mitnehmen.
- Motorische Schnelligkeit – explosive Antritte und Richtungswechsel, um sofort neue Anspieloptionen zu schaffen.
- Kognitive Schnelligkeit – wahrnehmen, entscheiden, ausführen. Wer früher erkennt, braucht weniger reine Laufgeschwindigkeit.
Vorteile von Passwettkämpfen mit Sprintanteil
- Verknüpfung von Technik und Athletik
- Hohe Motivation durch Wettkampfcharakter
- Vermeidung von Monotonie im Lauf- und Techniktraining
- Hohe Belastungsqualität auch in kleinen Gruppen
Beispiele für Kombinations-Wettkämpfe
- Zwei Teams passen gleichzeitig eine vorgegebene Passfolge. Wer die Sequenz zuerst fehlerfrei beendet, gewinnt.
- Zeitbasierte Variante: Wer innerhalb von 90 Sekunden die meisten Pässe durch ein Zähltor spielt, erhält den Punkt.
Coaching-Tipps für Trainer
- Qualität vor Quantität – lieber fünf präzise Durchgänge als 15 unsaubere.
- Variationen einbauen – Links-/Rechtsfuß, Distanzen variieren, Abstände verändern.
- Feedback geben – Körpersprache, offene Stellung, erster Kontakt, Passschärfe.
- Motivation nutzen – Punktesysteme, Mini-Wettkämpfe, Teams gegeneinander.
- Altersgerecht anpassen – bei Kindern spielerisch, bei Senioren Belastung steuern.
Passspiel unter Zeit- und Bewegungsdruck
Im Wettkampf ist kein Pass statisch. Alles geschieht in Bewegung, unter Gegnerdruck, bei hohem Tempo – oft auch in Ermüdungsphasen. Genau deshalb sind Passübungen mit Sprintanteilen so wirksam.
Der Sprint verändert die Anforderungen:
- Entscheidungen müssen im Lauf getroffen werden.
- Spieler können nicht lange überlegen.
- Präzision und Handlungsschnelligkeit steigen durch den Druck.
Organisation im Training
- Kleine Gruppen (4–8 Spieler) für hohe Intensität.
- Zähltore zur Erfolgskontrolle: Jeder Pass durchs Tor gibt einen Punkt.
- Klare Abläufe: Erst Lauf- und Passwege langsam klären, dann das Tempo steigern.
- Wettkampfcharakter: 2–3 Teams treten gegeneinander an – Zeit- und Erfolgsdruck steigern Motivation.
2 Übungen – Pass- und Sprintkombination
Die folgenden beiden Übungen stammen aus dem Onlineseminar „Die Kunst des Angriffsfußball 4“ von Martin Hasenpflug und Peter Schreiner, dass es jetzt auch als praktisches Heft gibt!
Die Kunst des Angriffsfußballs – Teil 4

One-Touch, Kombinationsfußball und fußball-spezifisches Sprinttraining.
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- U15 bis PRO
- Integration von Sprints in Passübungen
- Passgenauigkeit aus Bewegung
- Ballannahme und -mitnahme im Sprint
- Erster Kontakt nach hoher Geschwindigkeit
Sprintwettkampf – Übung 1

Organisation & Ablauf
Eine Raute (14 × 10m) mit Hütchen markieren. Ein Spieler zu Position B und die restlichen Spieler mit einem Ball zum Starthütchen A.
- Spieler B sprintet um das Hütchen an Position B, erhält das Zuspiel von A und lässt den Ball zum gleichen Spieler zurückklatschen.
- Dann sprintet B direkt durch das Hütchentor und erhält erneut einen Zuspiel von A.
- Diesen Ball spielt er nun aber zum zweiten Spieler der Position A zurück, hier C.
- Nun sprintet Spieler A um Hütchen B und erhält dort von E das nächste Zuspiel.
- Dann gleicher Ablauf: wie zuvor.
Wettbewerb & Variation
- Zwei Teams, welche Gruppe sprintet in 4 Minuten häufiger durch das Hütchentor C?
- Für einen zweiten Durchgang wechselt die Spielrichtung, indem die Spieler jeweils um das Hütchen D sprinten.
Coaching-Punkte
- Dem sprintenden Spieler immer auf den äußeren Fuß passen.
- Zunächst nur auf den rechten Fuß und im zweiten Durchgang nur auf den linken Fuß.
- Bei optimalem Timing und angemessener Passschärfe können alle Pässe direkt gespielt werden.
Sprintwettkampf – Übung 2

Organisation & Ablauf
Ein Quadrat (18 x 18m) kennzeichnen. Jeweils zwei Spieler zu C und D stellen. Die restlichen Spieler mit einem Ball zur Startposition A.
- Spieler A passt diagonal zu C und sprintet sofort außen um das Hütchen B.
- In der Zwischenzeit hat C zu D gepasst.
- Sobald A ums Hütchen gesprintet ist, erhält er von D den Ball.
- A passt zum nächsten Spieler am Start.
- Der Passempfänger startet nach dem gleichen Schema in den Parcours.
- Alle Spieler wechseln eine Position weiter: A zu C, C zu D, D zu A.
Wettbewerb & Variation
- Für jeden Pass zurück zu A gibt es einen Punkt.
- Zwei Teams, welche Gruppe erreicht in 3–4 Minuten mehr Punkte?
- Für den zweiten Durchgang ist D die Startposition und es wird um das Hütchen C gesprintet, dann A und B jeweils mit zwei Spielern besetzen.
Coachingpunkte
- Spieler A passt nach seinem Sprint immer mit dem äußeren Fuß zurück zum Passempfänger A.
- Möglichst auf allen Positionen direkt spielen.
Die Kunst des Angriffsfußballs – Teil 4

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