Iran – Spanien 0:1 (0:0)
Die Rollen sind klar verteilt
Dass Spanien den Ball haben wird, war klar. Dass der Iran mit allem was sie haben defensiv stehen werden, war auch klar. Sie bauten dabei ein flexibles 4:5:1 auf, in dem die drei zentralen Mittelfeldspieler recht mannorientiert gegen Iniesta und co. vorgingen oder bei weiteren Zurückrücken das Abwehrzentrum verstärkten. Wie gewohnt versuchte Spanien über unzählige Passstafetten und viel Geduld zum Torerfolg zu kommen (Was will man auch sonst machen?). Sie dominierten dabei vor allem die Halbräume (besonders Iniesta) und versuchten aus diesen heraus über das Zentrum zu kombinieren oder über einen einfachen Flügelpass die nächste Verlagerung einzuleiten. Nach Ballverlust konnten genügend Spanier den Ball sofort zurückgewinnen. Die Dominanz stand.
Zu Beginn noch mit leichten Abstimmungsproblemen am Flügel. Der Ball ist im Halbraum und der Flügel ist und bleibt doppelt besetzt. Wie angezeigt kann oder muss Silva reinrücken.
Spanien sorgt in Ballbesitz für kurze horizontale Passwege zueinander. Was an Handball erinnert, sorgt dabei zum einen für sichere Ballstaffetten und zum anderen dauerhaft für neue Aufgaben für die iranischen Verteidiger. Aber nicht nur horizontale Abstände sind entscheidend, sondern auch die vertikalen Abstände zur nächsten Reihe, die überspielt werden soll. Ist der Abstand auch hier eher kurz (wie bei Iniesta im Video) werden Iraner ins Laufen gezwungen und können überspielt werden. (Anm. die brutal offensive Variante hierbei wäre ein Vorschieben von Pique in Iniestas Position. Das würde einen Spieler mehr vor den Ball bringen und damit mehr Anspielstationen und nicht die Not einen Fernschuss abzusetzen erzeugen – sorgt aber auch für weniger Absicherung – man kann eben nicht alles haben…)
Dass Spanien in Durchgang eins nicht mehr Strafraumszenen herausarbeiten konnte, lag zum einen an zu wenig Spielern vor dem Ball (v.a. im Sturmzentrum) und zum anderen an aufopferungsvoll arbeitenden Iranern.
Costa als Dosenöffner
Diego Costa (mehr oder weniger) sorgte schließlich dafür, dass Spanien nicht mehr Risiko gehen musste.
Nach einer Ecke ist der Iran ungeordnet und verfällt kurzzeitig ins Anlaufen. Iniesta überspielt individuell seinen Gegenspieler und findet ein offenes Feld und genügend Anspielstationen (Pique war vorne geblieben) vor. Diego Costa kommt im 1:1 im Strafraum an den Ball und der Ball findet den Weg ins Tor.
Vorbei ist es erst, wenn es vorbei ist
Egal wie dominant eine Mannschaft, egal wie klar ein Ergebnis, egal wie sicher das Gefühl – jede Mannschaft bekommt ihre Moment. Und Irans Moment kam. Nicht nur das nicht gegebene Tor, sondern vor allem der Kopfball von Taremi in der 82. Minute ließ Spanien leiden und erinnerte jeden Zuschauer und Spieler daran, dass es bei einer WM keine einfachen Spiele und keine selbstverständlichen Siege gibt.
„Wir sind immer schnell dabei zu glauben, dass der Favorit klar gewinnen muss. Diese WM zeigt bisher, dass kein Sieg eine selbstverständlichkeit ist. Das ist ein großes Lob für die kleinen Nationen, die aus ihren Möglichkeiten das maximum machen.“ – Steven Turek nach dem Spiel
Eine Analyse von Steven Turek