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Beidfüßigkeit im Fußball: Peter Schreiners Methoden zur umfassenden Spielerentwicklung

Im modernen Fußball ist die Fähigkeit, beidfüßig zu spielen, mehr als nur ein Vorteil – sie kann spielentscheidend sein. Peter Schreiner, renommierter Experte für Jugendenfußball, teilt seine Einblicke und Methoden, wie man Spieler effektiv in der Kunst der Beidfüßigkeit ausbildet. In diesem Interview mit FT24 schildert Schreiner, wie er auf das Thema Beidfüßigkeit gekommen ist, die Herausforderungen bei der Ausbildung junger Talente und seine innovativen Trainingsansätze, die er auf dem bevorstehenden Derbystar-Kongress in Duisburg-Wedau präsentieren wird.


Frübucherticket – Derbystar Fußballtrainer-Kongress 2024

Bewertung 5 Sterne

Zum 6. Derbystar Fußballtrainer Kongress erwarten Dich Top-Referenten mit einem abwechslungsreichen Theorie & Praxis-Programm, das viele Facetten des Fußballs (inklusive Torwarttraining) abdeckt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.


FT24: Dein neues Schwerpunkt-Thema ist die „Beidfüßigkeit im Fußball“. Wie bist du zu diesem Thema gekommen?

PS: Bei den Recherchen zur Torschuss-Matrix habe ich festgestellt, dass es häufig vorkommt, dass Stürmer Riesen-Chancen vergaben, weil sie den Ball auf ihren dominanten Fuß legten und den Abwehrspielern dadurch die Möglichkeit boten, den Schuss zu verteidigen. Dann habe ich mich intensiv mit der Theorie zur Beidfüßigkeit beschäftigt und dazu ein umfangreiches Konzept entwickelt.

FT24: Sind Spieler nicht schon von Geburt an auf eine Seite festgelegt und schießen immer mit links oder rechts? Und: Lässt sich Beidfüßigkeit überhaupt trainieren?

PS: Es ist tatsächlich so, dass man auf die Welt kommt und eine Seite etwas begünstig ist, die dann im Laufe der Zeit immer dominanter wird. Ich habe Untersuchungen gelesen, dass Babys, die in Tests zunächst als rechtsseitig dominant eingestuft wurden, nach einigen Monaten plötzlich die linke Seite bevorzugten, was die Vermutung nah legt, dass nicht genetisch festgelegt ist, ob man Rechts- oder Linksfuß ist. Wenn Kinder anfangen Fußball zu spielen, stellen sie fest, dass Aktionen mit einer Seite etwas besser gelingen und nutzen diese dann häufiger. Es entwickelt sich dadurch eine dominante Seite, die zu einer Komfortzone wird und sich im Laufe der Jahre so stark verbessert, dass man von Links- oder Rechtsfuß spricht.

Ich kenne U9-Spieler, die mit links und rechts fast gleich gut passen können. Meist sind das Kinder, deren Vater schon früh mit ihnen Pässe mit links und rechts geübt haben. Im Mannschaftstraining haben sie das nicht gelernt, weil das Beidfüßigkeits-Training stark vernachlässigt wird. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, die nicht-dominante Seite gezielt zu trainieren, um Spieler komplett auszubilden. Dabei sind schnell große Lernfortschritte möglich.

FT24: Wie sieht denn dein Training der Beidfüßigkeit aus?

PS: Am Anfang setze ich Basisübungen ein, in denen die Spieler eine hohe Wiederholungszahl an Aktionen mit beiden Füßen haben. Das soll dann die Technik verbessern und Selbstvertrauen schaffen. Aber, wie auch schon beim Torschuss-Training, ist das „Lernen am Unterschied“ der Schlüssel zum Erfolg. Das heißt, dass die Trainingsformen ständig variiert werden müssen, um zum Erfolg zu führen.

Hier ist ein Beispiel mit der Provokationsregel: „Pass den Ball stets mit dem äußeren Fuß zum Partner zurück. Dadurch sind die Spieler gezwungen, auf der einen Seite mit links (wie hier im Bild zu sehen) und auf der anderen Seite mit rechts zu passen.

SW Essen U9 – Pässe mit links und rechts in der Dreier-Gruppe

SW Essen U9 – Pässe mit links und rechts in der Dreier-Gruppe

Am Anfang sind Pässe mit dem nicht-dominanten Fuß für die Kinder sehr ungewohnt. Die Bälle kommen nicht präzise beim Partner an. Doch mit etwas Übung gelingt das dann immer besser.

Hier ist eine Variation: In dieser Trainingsform geht es um das beidseitige Passen aus der Bewegung nach einem Platzwechsel. Das bekommen 8-Jährige nach anfänglichen Schwierigkeiten schon sehr gut hin. Zu Beginn lässt man 2 Kontakte zu, man sollte die Kinder dann aber ermutigen, den Ball so oft wie möglich direkt mit links und rechts zurückzuspielen.

SW Essen U9 – Pässe mit links und rechts und Platzwechsel

SW Essen U9 – Pässe mit links und rechts und Platzwechsel

Die Basisübungen sind so konzipiert, dass die Spieler keine andere Wahl haben, als auf der einen Seite mit rechts und der anderen Seite mit links zu passen. Dieses wendet man später auch auf den Torschuss an. Dazu werde ich auf dem Kongress geeignete Trainingsformen vorstellen.

FT24: Wie bist du denn zu den Trainingsformen gekommen?

PS: Ich habe das große Glück, dass ich bei SW Essen Trainingsgruppen von der U9 bis zur Oberligamannschaft zur Verfügung habe, um meine Ideen zu testen, zu variieren und dann zu perfektionieren. Die besten Ideen habe ich bei der praktischen Anwendung neuer Trainingsformen. Sind die Abstände richtig? Welche Fehler machen die Spieler? Wie kann man diese Übungsform verändern?

FT24: Worauf legst du den besonderen Wert, wenn du Beidfüßigkeits-Training durchführst?

PS: Es reicht nicht aus, dass man die Spieler in geeigneten Trainingsformen zwingt, mit links und rechts zu agieren, ein Detail-Coaching ist dabei sehr wichtig. Ich lege besonderen Stellenwert auf die Körperhaltung vor und während der Aktion und die technische Ausführung des Passes oder Torschusses. Dazu nutze ich Koordinationsübungen, die den Spielern vermitteln, dass sie sich rechtzeitig auf die Aktion vorbereiten müssen, um die Aktion perfekt auszuführen. Automatisierte Muster haben bei ihnen nämlich den Sinn, die Aktion mit ihrem dominanten Fuß auszuführen. Das stört dann die präzise Ausführung der Aktion mit dem nicht-dominanten Fuß.

FT24: Wie schafft man es denn, dass Spieler im Wettkampf sowohl mit rechts als auch mit links agieren können? Hast du da schon Erfahrungen?

PS: Das ist gar nicht so einfach. Wichtig ist, dass man die Spieler aus ihrer Komfort-Zone herausholt, denn sie werden im Spiel größtenteils ihren dominanten Fuß nutzen, auch wenn sie im Training gezeigt haben, dass sie den nicht-dominanten Fuß ganz ordentlich nutzen können. Deshalb setze ich Spielformen ein, in denen das Passen nur mit dem nicht-dominaten Fuß erlaubt ist. Außerdem sind Spiele auf 2 Tore mit derselben Provokationsregel sinnvoll. Man muss sich aber im Klaren sein, dass das ein längerer Prozess ist, der am besten schon im Kindertraining beginnen sollte.

FT24: Welche Vorteile hat denn Beidfüßigkeit im Fußball?

PS: Beidfüßigkeit hat in vielen Spielsituationen einen großen Vorteil.

Zum Beispiel beim Dribbling: Der Spieler ist in der Lage, links und rechts auf der gegnerfernen Seite zu dribbeln und somit den Abstand zwischen Ball und Gegenspieler so groß wie möglich zu halten. Für den Verteidiger ist es so schwieriger, den Ball zu erobern. Häufig aber nutzen Spieler ihren stärkeren Fuß für die Ballführung und der Gegner kann den Ball erobern.

Beidfüßige Spieler sind nicht so leicht auszurechnen.

Ein erfahrener Verteidiger kann Bewegungsmuster eines einseitig geprägten Angreifers leichter zu antizipieren.

Ein Beispiel: Ein Außenbahnspieler dribbelt auf der rechten Seite die Außenlinie entlang. Ein beidfüßiger Spieler hätte nun die Möglichkeit, zur Grundlinie durchzubrechen, um mit rechts zu flanken. Er könnte aber auch zur Spielfeldmitte ziehen und hätte dort weitere Optionen. Ein reiner Rechtsfuß hätte es viel schwerer, den Gegner auszuspielen. Der Gegner weiß viel eher, was ihn erwartet. Andererseits würde der Außenbahnspieler Probleme bekommen, sollte er in den Halbraum oder ins Zentrum dribbeln. Die Gefahr eines Ballverlusts wäre sehr groß. Weil er Fehler vermeiden möchte, dribbelt er dann lieber mit seinem dominanten Fuß über außen. Seine Bewegungen sind erwartbar, Überraschungsmomente und Tempo bleiben auf der Strecke.

Beidfüßigkeit beim Torabschluss führt auch zu mehr Toren, denn ein beidfüßiger Goalgetter muss den Ball nicht unnötig auf ihren stärkeren Fuß legen und ist somit handlungsschneller. Besonders beim Torschuss zählt jede Zehntelsekunde, um den Ball im Tor zu versenken!

FT24: Du wirst dein Konzept erstmals auf dem Derbystar-Kongress in Duisburg vorstellen. Was erwarte die Teilnehmer zum Thema Beidfüßigkeit?

PS: Auf dem Derbystar-Kongress werde ich zunächst die Theorie zur Beidfüßigkeit erläutern. Der wichtigste Teil des Vortrages ist aber die Systematik der Ausbildung von der U9 bis zum Amateurbereich. Dazu werde ich ein System an Trainingsformen vorstellen, die ich mit Grafiken und Trainingsvideos anschaulich präsentieren werde.

Danach müsste jeder Teilnehmer in seinem Verein ein gezieltes Beidfüßigkeitstraining durchführen können.

FT24: Peter, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei deinem Training bei SW Essen und deinem Vortrag auf dem 6. Derbystar Fußballtrainer-Kongress der am 05.-07. Juli in der Sportschule Duisburg-Wedau stattfindet.


Frübucherticket – Derbystar Fußballtrainer-Kongress 2024

Bewertung 5 Sterne

Zum 6. Derbystar Fußballtrainer Kongress erwarten Dich Top-Referenten mit einem abwechslungsreichen Theorie & Praxis-Programm, das viele Facetten des Fußballs (inklusive Torwarttraining) abdeckt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.


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