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EM 2016 Spielanalyse: Deutschland – Frankreich 0:2

Turek FotoAutor: Steven Turek
Tore: Griezmann (45.– HE & 72. Minute)

Schweinsteiger‘s Hand und Pogba‘s Zauber beenden deutschen Titeltraum

Vor Beginn des Spiels war die Rollenverteilung eigentlich klar. Deutschland würde dominieren und Lösungen gegen eine tief stehende Abwehr suchen müssen. Frankreich würde wohl auf Konter über Griezmann setzen. Es kam so – entscheidend für das Spiel waren allerdings andere Faktoren.

Frankreich erst furios, dann hinten reingedrückt!

Etwas unerwartet präsentierte sich Frankreich von Beginn an unheimlich aggressiv und lauffreudig. Dass sie diesen Druck nicht lange halten werden können, war schnell erkennbar. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen und vor allem zu den ersten Passoptionen nach einem Ballgewinn Deutschlands waren zu groß. Folglich musste Frankreich nach Ballverlusten konsequent fallen und verlor so sehr schnell die Kontrolle (wenn gleich es zusätzlich so wirkte, als wenn es sich um eine Trainervorgabe handelte).

Deutschland zeigte sich in den folgenden Minuten gewohnt dominant, kontrollierte die Halbräume und sorgte mit kurzen Verlagerungen von Halbraum zu Halbraum dafür, dass Frankreich sich aufs Verteidigen konzentrieren musste.

Beispiel: Der Ball ist im Spielaufbau. Deutschland nutzt auf Höhe der gegnerischen Stürmer und Mittelfeldreihe nicht die ganze Breite und zwingt Frankreich so auf jeden Pass zu reagieren. Schnelle Verlagerungen zwischen den beiden Halbpositionen sorgen in der Regel für gute Möglichkeiten durchzubrechen.

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Was Frankreich in ihrer Drangphase fehlte, gehört inzwischen zur DNA des deutschen Spiels – Angriffe absichern! Inzwischen bekommt niemand mehr ein flaues Gefühl, wenn ein Deutscher den Ball verliert – können wir uns doch sicher sein, dass der Ball bald wieder da sein wird.

Beispiel: Frankreich gewinnt den Ball in der eigenen Hälfte (blauer Kreis). Griezmann hat eigentlich einen riesigen Raum vor sich um zu kontern. Das alles spielt aber keine Rolle, da in direkter Ballnähe Druck ausgeübt werden kann.

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Besonders interessant zeigten sich die Angriffssequenzen über die rechte Seite auf der Kimmich, Özil und gerade Can eine gute Abstimmung zeigten. Besonders Can belebte durch seine „Box to Box“ – Qualität das Spiel.

Beispiel: Der Ball wird auf Kimmich am Flügel verlagert. Can überläuft die französische Abwehrreihe und bietet somit eine gute Möglichkeit in die Tiefe zu spielen. Die 4er Kette muss reagieren und fallen. Das öffnet Raum zwischen den Ketten für kurze Anspiele.

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Dass Frankreich trotzdem immer wieder mal zumindest gefährliche Situationen kreieren konnte, hatte im Kern zwei Gründe. Der erste Grund ist Griezmann, der sich geschickt im Anbieten und Freilaufen zeigte und gleichzeitig unheimlich effektiv zwischen den Ketten agierte (Abschlüsse, rausgeholte Freistöße etc.). Der andere Grund war das etwas verbesserte Aufbauspiel der Franzosen. Ließen sie im bisherigen Turnierverlauf einen konsequenten Spielaufbau mit andribbelnden Verteidigern vermissen, sorgte genauso eine Szene für eine gute Chance.

Beispiel: Nach einer kurzen Aufbauphase dribbelt der französische Innenverteidiger an und zieht somit Gegenspieler auf sich.

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Das 1:0 nach Handelfmeter passte schließlich so überhaupt nicht ins Spiel.

Deutschland nicht zwingend genug!

In der zweiten Halbzeit muss es nach kurzer Zeit eigentlich 2:0 stehen (Stichwort: Giroud). Nach diesem kurzen Schock, stellte sich das Spiel wie gewohnt dar. Deutschland mit viel Ballbesitz. Frankreich sehr tief stehend. Deutschland lies es allerdings vermissen, effektiv zwischen die Ketten zu gelangen. Es besteht ein großer Unterschied, ob ein Spieler aus der letzten Reihe (zum Beispiel Müller) dem Ball entgegengeht und den Ball zwischen den Ketten bekommt oder, ob ein Spieler aus der anderen Richtung (ein Mittelfeldspieler) zwischen den Ketten in Ballbesitz kommt. Im ersten Fall ist ein Aufdrehen nur sehr schwer möglich. Im zweiten Fall kann (zum Beispiel Özil) aufdrehen und hat sofort noch eine Passoption. Letzteres konnte Deutschland nur in wenigen Szenen realisieren. Als Boateng sich schließlich verletzte, verschlechterte sich die Wahrscheinlichkeit, dass solche Anspiele überhaupt zustande kommen noch zusätzlich.

Lass das mal den Pogba machen!

Dass, der für Boateng eingewechselte Mustafi schließlich den entscheidenden Zweikampf verliert, lag weniger an Mustafi als an seinem Gegenspieler. Vielleicht ist bei vergangenen Analysen schon klargeworden, dass Pogba einer meiner Lieblingsspieler ist und solche Szenen sind genau der Grund. Mit einer Körpertäuschung lässt er Mustafi komplett ins Leere laufen. Genau diese Szenen abseits von Athletik und Kraft, machen diesen Sport zu etwas Besonderem – zumindest für mich.

Kurze Anmerkung: Den vorausgegangenen Fehler von Kimmich habe ich zugunsten der Aktion von Pogba bewusst verschwiegen.

Fazit: Deutschland überzeugt, wie schon im gesamten Turnier mit erfolgreicher Ballrückgewinnung und allgemeiner Dominanz, lässt allerdings (auch wie im bisherigen Turnier) effektives Zwischenkettenspiel und Lösungen in letzter Linie vermissen. Unglücklich nur, dass die Entscheidung durch einen Handelfmeter und einen krassen individuellen Fehler fällt. Frankreich kann sich auf seine Weltklassespieler Griezmann (die ganze Zeit) und Pogba (zumindest phasenweise) verlassen und hat, nicht zu vergessen, eine ganze Nation für Sonntag im Rücken!

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